Modellprojekt: Ein Zentrum der Hilfe auf dem letzten Lebensweg

  |  Hospiz am Wattenmeer

Trotz Temperaturen von annähernd 30 Grad im Schatten sind am vergangenen Donnerstag mehr als 150 Menschen zur staubigen Baustelle auf dem Gelände der einstigen Vareler Kaserne gekommen, wo mit dem symbolischen Spatenstich der Baubeginn für das „Haus für Hospiz- und Palliativarbeit Am Jadebusen“ zelebriert wurde.

Die Einrichtung, getragen vom Verein Hospizbewegung Varel, der Stadt Varel und der mission:lebenshaus gGmbH, wird künftig sowohl Heimstatt der ambulanten als auch der stationären Hospiz- und Palliativarbeit sein und somit als Zentrum für Menschen dienen, die sich auf dem letzten Stück ihres Lebensweges befinden.

Bürgermeister Gerd-Christian Wagner zeigte sich beeindruckt von der großen Zahl der Gäste zum Ersten Spatenstich: „Für dieses Haus gelten eben ganz eigene Regeln. Diese enorme Beteiligung zeigt eindrucksvoll, von welcher großen Unterstützung das Projekt getragen und mit wieviel Freude, Energie und Willen es vorangetrieben wird.“ Alle Spender und Förderer zu nennen, sei schlicht unmöglich: „Das würde Stunden dauern“, so Wagner. Das nun entstehende Haus werde eine „Quelle der Hilfsbereitschaft und Zuversicht“, so Wagner, „ein Ort für die letzten Tage des Lebens, mithin ein ebenso besonderer wie der für die ersten Tage eines Lebens.“

Auch Landrat Sven Ambrosy würdigte das Vorhaben als enorm wichtig und dankte allen Beteiligten für ihren beispiellosen Einsatz und ihr Durchhaltevermögen: Es sei in einmaliger Weise gelungen, ehrenamtlich Engagierte, Fachleute und die öffentliche Hand zusammenzuholen. Das Haus, so Ambrosy, werde natürlich ein Ort für Abschied, Trauer und Ruhe: „Aber eben auch ein Ort des Lebens und der Fröhlichkeit.“ Ambrosy gab zu guter Letzt noch ein Versprechen ab, für das er sich traute, die Zustimmung des Kreistages vorwegzunehmen: „Sollte am Ende des Weges womöglich eine kleine finanzielle Lücke bleiben, rufen Sie uns bitte an.“ Zuvor hatte Ambrosy ausdrücklich das Engagement des Nachbarlandkreises Wesermarsch gewürdigt, der sich mit 150.000 Euro beteiligt hatte. Das sei keineswegs selbstverständlich für ein Vorhaben, das nicht innerhalb des eigenen Kreisgebiets realisiert wird und zeige, wie sehr die gesamte Region in diesem Fall zusammenstehe: „Ein tolles Beispiel für praktizierte Metropolregion.“

Auch der Landrat der Wesermarsch Thomas Brückmann, betonte die Bedeutung dieses gemeinsamen Engagements: „Ohne diese Zusammenarbeit wäre ein solches Projekt wohl nicht zustande gekommen“, sagte Brückmann.

Daniel de Vasconcelos, Geschäftsführer der eigens gegründeten Gesellschaft „Hospiz- und Palliativarbeit Am Jadebusen gGmbH“, verlieh schließlich der Euphorie Ausdruck, die alle Beteiligten an diesem Tag verspürten: „Endlich wird jetzt hier wirklich gebaut, nach der so langen Zeit der Vorbereitung.“ Das „Haus der Hospiz- und Palliativarbeit ‚Am Jadebusen'“ sei in seiner konzeptionellen Ausrichtung „ein Leuchtturm, der in Himmel ragen soll“, so Vasconcelos, dabei müsse insbesondere das Fundament stimmen. Dafür werde hier in gemeinschaftlicher Anstrengung gesorgt.

„Ihr habt es wieder einmal geschafft, mich sprachlos zu machen“, richtete sich schließlich die Vorsitzende der Hospizbewegung Anke Kück an die versammelten Mitstreiter und Unterstützer: „Noch vor einem Jahr haben wir das nicht für möglich gehalten. Zuerst war es eine Idee, dann wurde daraus ein Traum und jetzt wird das Realität.“ Auch sie könne sich gar nicht bei allen bedanken, die einen Beitrag zum Projekt geleistet haben, so Anke Kück. Sie wolle aber beispielhaft der Familie Teschner danken, die vor fast fünf Jahren mit einer namhaften Zuwendung den Impuls für das Projekt gegeben hätte: „Ohne diesen ersten Baustein wären wir vielleicht nie angefangen.“

Die Geschäftsführung der mission:lebenshaus gGmbH und somit des Trägers des stationären Hospizes, dem „Hospiz am Wattenmeer“, ist Irene Müller. Die mission:lebenshaus gGmbH ist bereits Träger von jeweils einem Erwachsenenhospiz in Jever und im Landkreis Oldenburg sowie des Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospizes Joshuas Engelreich in Wilhelmshaven. „Bei dem Hospiz am Wattenmeer handelt es sich um einen geschützten Raum für unheilbar erkrankte Menschen in ihrer letzten Lebensphase, an dem wir ihnen eine wohnortnahe Versorgung und Begleitung in dieser für sie schweren Zeit ermöglichen. In unserem gemeinsamen Haus, in dem die ambulante und die stationäre Hospiz- und Palliativarbeit Platz finden, haben wir die Chance, das Miteinander zu leben, Verständnis für einander zu vertiefen und uns zu ergänzen und gegenseitig zu stärken.“

Seit nun gut drei Jahren wurde konkret auf den Baubeginn hingearbeitet, ein wesentlicher Teil der Investitionssumme von insgesamt mehr als zwei Millionen Euro ist durch Spenden und Fördermittel zusammengetragen worden, unter anderem bei zwei sehr erfolgreichen Hospiztagen in Varel. Die Stadt Varel, die Landkreise Friesland und Wesermarsch, mehrere regionale Stiftungen und nicht zuletzt das Deutsche Hilfswerk haben sich an der Finanzierung beteiligt.

Das Haus selbst wird auf einem rund 4.300 Quadratmeter großen Grundstück errichtet, insgesamt neun Gästezimmer, davon eines für Angehörige, werden geschaffen.

In unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Hospiz- und Palliativzentrum befindet sich das Dienstleistungszentrum des Landkreises, gleich nebenan werden ferner ein neuer Kindergarten sowie ein Zentrum für Tagespflege entstehen.

Große Freude über den Ersten Spatenstich herrschte bei Daniel de Vasconcelos, Architektin Marika Rütters, Anke Kück, Irene Müller, Bürgermeister Gerd-Christian Wagner sowie den Landräte Thomas Brückmann und Sven Ambrosy.

Modellprojekt: Ein Zentrum der Hilfe auf dem letzten Lebensweg