Erster Hospiz- und Palliativtag ein voller Erfolg

  |  Friedel-Orth-Hospiz

Mit der Diagnose "sterbenskrank" hört der Wanderweg des Lebens nicht schlagartig auf, denn auch danach ist ein Leben mit Qualität noch möglich. Auf dem ersten Hospiz- und Palliativtag informierten sich am Sonnabend, 13. September 2014, rund 100 Teilnehmer aus Niedersachsen und Bremen über die zahlreichen Möglichkeiten, die die Palliativmedizin in Deutschland bietet. Das Friedel-Orth-Hospiz in Jever hatte zum Thema "Leben im Wechsel der Gezeiten – Hospizarbeit und Palliativmedizin haben Rückenwind" sechs hochkarätige Experten aus der Medizin und Hospizarbeit eingeladen.

Die Lebensqualität steht bei der Palliativmedizin an oberster Stelle. Der Oberarzt Friedrich K. Natt gab einen Einblick in die Arbeit der onkologischen Station und Tagesklinik des Nordwest-Krankenhauses. "Wir können den Patienten nicht immer vom Krebs heilen, ihm aber Zeit geben, mit sich ins Reine zu kommen", erklärte er. Die medizinische Versorgung und psychologische Betreuung sind dabei eng verzahnt. Er scheut sich davor, den Patienten einen Zeitraum bis zum Tod zu nennen. "50 Prozent leben kürzer und 50 Prozent leben länger als die Statistik besagt", erklärte er. Mit den Schuldvorwürfen, die mit der Diagnose bei dem Patienten und den Angehörigen einhergehen, beschäftigte sich Tanja M. Brinkmann in ihrem Vortrag.

In den Räumlichkeiten des Immobilien- und Finanzzentrums der Volksbank Jever eG präsentierten auch der ambulante Hospizdienst Wilhelmshaven-Friesland, der Service für parenterale Therapien, der ambulante Hospizdienst für den Landkreis Wittmund, das Palliativ-Care-Team Wilhelmshaven-Friesland, die Fördervereine des Friedel-Orth-Hospizes und des Angelika Reichelt Kinder- und Jugendhospiz Joshuas Engelreich sowie das Orthopädiefachgeschäft Uber.

Dass in Friesland die Hospizbewegung einen starken Rückenwind habe, darüber waren sich Jevers Bürgermeister Jan Edo Albers und Frieslands stellvertretender Landrat Gustav Zielke in ihren Grußworten einig. Sie eröffneten mit Hospizleiterin Irene Müller die Vortragsreihe. Allerdings gibt es auch in diesem Fachgebiet noch Möglichkeiten zur Verbesserung. Den Anspruch und die Wirklichkeit in der Hospizarbeit und Palliativmedizin fokussierte Dr. med. Hans-Joachim Willenbrink, Chefarzt der Klinik für Palliativmedizin und Schmerztherapie in Bremen, in seinem Vortrag. Seiner Einschätzung nach müsse die frühzeitige Basisversorgung von unheilbar erkrankten Menschen noch stärker ausgebaut werden. "Niedersachsen ist eines der letzten Bundesländer, in dem die spezialisierte ambulante Palliativversorgung nicht vollständig vergütet wird", monierte Hans-Joachim Willenbrink.

Auf die Verbesserung der Lebensqualität von unheilbar erkrankten Menschen haben sich die Heilpraktikerin Dorothee Wellens-Mücher und die Wundmanagerin Veronika Gerber spezialisiert. In ihren Vorträgen über die praktische Anwendung von Akupressur und der Wundversorgung informierten sie über das Lindern von Schmerzen. Eine Probe bot dazu das Team des Friedel-Orth-Hospizes, das einen Workshop zur Aromapflege und Klangschalen anbot.Die Sozialpädagogin Karen Wauschkuhn von der mission:lebenshaus gGmbH, führte einen Fall aus Bonn auf, bei dem sie fünf Monate lang einen Mann begleitete.

Es war der erste Hospiz- und Palliativtag, den die mission:lebenshaus gGmbH durchführte. Sie möchte in Zukunft verstärkt Menschen, die in der hospizlichen und palliativen Arbeit als haupt- und ehrenamtliche Mitarbeitende tätig sind, einen professionellen Fachaustausch ermöglichen und darüber hinaus interessierte Menschen für das breite Themenspektrum gewinnen. Deshalb sollten zukünftig an den Standorten Jever, Falkenburg und Wilhelmshaven Fachveranstaltungen durchgeführt werden, um diesen Diskurs zu ermöglichen.