„Ein Tag auf Baltrum“

  |  Friedel-Orth-Hospiz

Lebenswunsch e. V. erfüllt Hospizgast einen Herzenswunsch.

Vor gut zwanzig Jahren wurde Stephan Fleischmann ( 56 J.) von jetzt auf gleich aus seinem Berufsleben herausgerissen, als ihn starke Rückenschmerzen seine Arbeit als Dreher unmöglich machten. Oft hat er Umschulungen gemacht, konnte aber immer nur wenigen Stunden stehen oder sitzen. Das erschwerte ihn auch in der ganzen Zeit bei der Suche nach Arbeit. Seine Schmerzen prägten ihn sehr und es gab viele Tage, an denen er nicht mehr an das Leben mochte.

Inzwischen ist Stephan Fleischmann von Wilhelmshaven in das Friedel-Orth-Hospiz nach Jever umgezogen und dank seiner Schmerzpumpe nahezu schmerzfrei. Im Hospiz fühlt er sich "Pudelwohl", wie er selbst sagt. "Hier habe ich auch einen sehr guten Freund kennengelernt. Reinhard und ich verstehen uns bestens, der hier auch Gast im schönen Haus ist. Wir schnacken von Terrasse zu Terrasse oder sehen uns anderweitig", erzählt er Mark Castens, dem Vorsitzenden des Lebenswunsch e. V., bei ihrem ersten Treffen.

Dass Mark Castens aus Ovelgönne überhaupt Stephan Fleischmann im Hospiz besucht, hat er den liebevollen Pflegefachkräften zu verdanken. Ihnen erzählte er, dass er einen Tag mit seiner Lebenspartnerin Sabine und dem gemeinsamen Sohn Mario auf der Insel Baltrum erleben wollte. Als Lebenswunsch e. V. davon erfuhr, ging mit einmal alles sehr schnell. Am vergangenen Dienstag wurde die Familie von dem ehrenamtlich tätigen Verein aus der Wesermarsch vom Hospiz abgeholt und zum Flugplatz nach Mariensiel gefahren. Das Grinsen und die Freude waren aus dem Gesicht des Hospizgastes nicht mehr wegzudenken. Nicht eine Sekunde dachte er daran, dass er einige Stunden später wieder in das Hospiz zurückkehren wird.

Direkt am Flugplatz angekommen, wurde die Familie vom Piloten Stefan A. begrüßt, der sich eigens mit seiner Cessna 182 dafür Zeit genommen hat. Es war für ihn das erste Mal, dass er mit dem Lebenswunsch e. V. zusammengearbeitet hat und jemanden in dieser Lebenslage eine besondere Freude ermöglichen würde.

Draußen schien die Sonne und irgendwie muss Petrus von dem Ausflug Wind bekommen haben, so dass diesem nichts mehr im Wege stand. Schnell wurden die Räder vom Rollstuhl abgebaut und das Gepäck sicher verstaut.

Seine Lebenspartnerin und deren Sohn nahmen hinten im Flugzeug Platz, Stephan setzte sich neben dem Piloten. Immer wieder rutschte ihm der Daumen nach oben und grinste über das ganze Gesicht. Einen Moment später heulte die leistungsstarke Maschine auf und zog das Flugzeug zur Start- und Landebahn. Mit winkenden Händen verabschiedete sich die Familie aus dem Flugzeug vom dem Wunscherfüller, der in Mariensiel zurückblieb.

"Wenn eine Begleitung nicht zwingend erforderlich ist, dann möchten wir , dass die Betroffenen mit ihren Angehörigen unter sich bleiben. Es ist ihre Zeit, nicht unsere", so Mark Castens. Nach zwanzig Minuten wurde Baltrum erreicht. Dort half der Pilot seinen Gästen aus dem Flugzeug. Die Familie hat sich in Ruhe auf der Insel umgesehen und alte Erinnerung wieder hochgeholt. Stephan Fleischmann ließ sich von seiner Lebenspartnerin in dem Rollstuhl schieben und so steuerte das Gespann nach und nach alte Orte auf der Insel an, mit denen sie sich sehr verbunden fühlten.

Doch auch der beste Tag geht mal zu Ende und so machte sich die Familie nach einem sechsstündigen Aufenthalt und ausreichendem Verzehr auf der Insel, zurück auf den Weg nach Jever. Auch jetzt spricht Stephan Fleischmann noch jeden Tag im Hospiz von diesem besonders schönen Tag und lässt die Pflegefachkräften daran teilhaben. Da auch das Hospiz auf Spenden angewiesen ist, bittet Stephan Fleischmann um seinen Dank auszudrücken, um eine Spende für das Friedel-Orth-Hospiz.

"Ein Tag auf Baltrum"